Dienstag, 7. Dezember 2010

Exzellente Lehre zu Spottpreisen - nein danke!

Aufruf an alle Lehrenden und Studierenden der Universität Potsdam zur
Unterzeichnung einer E-Petition der IntelligenzijaPotsdam

Wer fragt sich als Student schon, wie viel die Dozentin, die einem
gerade an der Tafel den Citratzyklus erläutert, mit den
Kursteilnehmer*innen die Geschichte des Wissenschaftsbegriffs
diskutiert,
oder eine kritische Auswertung der statistischen Ergebnisse einer
Studie über negative psychosomatische Folgen inadäquat entlohnter
Arbeit vornimmt, eigentlich für das bezahlt bekommt, was sie da tut?

Lehrbeauftragte an der Universität Potsdam werden - wenn der
Lehrauftrag überhaupt vergütet wird (es werden eine Vielzahl
unvergüteter Lehraufträge erteilt!) - für die halbjährige Leitung
eines Kurses im Umfang von 2SWS mit einer einmaligen Zahlung von 540
Euro entlohnt. Da Lehrbeauftragte in keinem Dienstverhältnis zur
Universität stehen, haben sie keine soziale und nur eine minimal
rechtliche Absicherung. Als Nicht-Mitglieder der Universität haben sie
kein Wahlrecht und können somit auch keine Vertreter ihrer Belange
wählen.
Fazit: Lehrbeauftragte sind die „Billiglöhner der Universitäten“. Sie
bilden die unterste Schicht des akademischen Prekariats.

Es stellt sich die berechtigte Frage: Warum tun sich Menschen so etwas an?

Aufgrund der Unterfinanzierung und gleichzeitigen Ökonomisierung der
Universitäten sind immer mehr (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen, aus
"wettbewerbsschwachen", das heißt von Seiten der Wirtschaft als wenig
förderungswürdig erachteten (wenig drittmittelstarken) Fachbereichen,
darauf angewiesen, die für die erfolgreiche wissenschaftliche Karriere
unabdingbare Lehrerfahrung mittels Lehraufträge zu machen. Für viele
gibt es schlichtweg keine andere Möglichkeit. Menschen, die zum Teil
jahrelang sehr erfolgreich und gerne lehren, sind in vielen Fällen
darauf angewiesen, sich von Semester zu Semester erneut um eine
„Lehrauftragserteilung“ zu bemühen. Solange die Verantwortlichen aus
Politik und Hochschule keine weitreichenden Finanzierungs- und
Förderungsmöglichkeiten für diese prekär beschäftigten Menschen
schaffen, wird der beschriebene Ausbeutungsmechanismus weiter
funktionieren.

Wir halten diese Zustände für untragbar. Deshalb hat die
IntelligenzijaPotsdam eine E-Petition zur Verbesserung der Situation
von Lehrenden und Studierenden an der Universität Potsdam verfasst,
mit der wir uns nach Ablauf der Zeichnungsfrist am 1. März 2011
möglichst medienwirksam ans Brandenburger Wissenschaftsministerium
wenden wollen.

Hier der Link zur E-Petition:
http://www.openpetition.de/petition/zeichnen/petition-zur-verbesserung-der-situation-von-lehrenden-studierenden-an-der-universitaet-potsdam

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Volk & Michael Bahn
für die IntelligenzijaPotsdam

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