Sonntag, 30. Mai 2010

Diskussion zum nationalen Stipendienprogramm


Ist das neue bundesweite Stipendienprogramm, das demnächst im Bundestag in dritter Lesung verabschiedet werden soll, eine “Trendwende in der Bildungspolitik” oder ein “sozial ungerechtes, bürokratisches Monster”? Darüber diskutierten am Mittwochnachmittag Patrick Meinhardt, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Sybille Böschen, wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, sowie Prof. Dr. Tassilo Schmitt, Vertrauensdozent der Studienstiftung des deutschen Volkes und der Friedrich-Naumann-Stiftung und ferner Dekan des FB Sozialwissenschaften der Universität Bremen.

Während Sybille Böschen insbesondere die sozial ungerechten Aspekte des nationalen Stipendienprogramms hervorhob und stattdessen eine BAföG-Erhöhung einforderte, verwies Prof. Dr. Tassilo Schmitt auf die absehbare problematische Umsetzung durch die Universitäten, die seiner Einschätzung nach kaum in der Lage sein werden, potentielle Stipendiaten adäquat auszuwählen. Schmitt brachte in diesem Zusammenhang sein Unverständnis zum Ausdruck, warum die seiner Meinung nach löbliche Aufstockung der Begabtenstipendien nicht in den bereits bestehenden Strukturen der existierenden Begabtenförderungswerke geschehe. Konfrontiert mit dieser Kritik verteidigte Patrick Meinhardt den Gesetzesentwurf und hob die vermeintlich positiven Erfahrungen aus Nordrhein-Westfalen hervor, wo das Stipendienprogramm auf Landesebene seiner Einschätzung nach gut angelaufen sei.

Knapp 40 Studierende lauschten der Debatte und gaben der spannenden Diskussion durch eigene Wortbeiträge wichtige Impulse. So verwies eine Stipendiatin des evangelischen Studienwerks Villigst auf den auch von Schmitt angesprochenen Aspekt der Schaffung unsinniger Doppelstrukturen zur Auswahl potentieller Stipendiaten. Eine Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung kritisierte hingegen die ebenso geplante Erhöhung des einkommensunabhängigen Stipendiums der etablierten Begabtenförderungswerke - das sogenannte Büchergeld. Ein weiterer Kommilitone stellte die Begabtenförderung grundsätzlich in Frage und verwies auf die vielfältigen Ungerechtigkeiten der bisher praktizierten Auswahl.

Die GEW Studis unterstützen die Forderungen der Liste Asta für Alle AfA und fordern die Universität Bremen auf, sich nicht an der Einwerbung dieser Stipendien zu beteiligen. Nur dadurch kann gewährleistet werden, dass keine universitären Mittel für die Manifestation von sozialer Ungerechtigkeit aufgewendet werden.

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