Samstag, 24. April 2010

Wichtige Ergebnisse der 19. DSW-Sozialerhebung

Die Studienanfängerquote (Anteil der Deutschen und Bildungsinländer/innen) hat nach dem
Tiefstand von 2003 (33 Prozent) wieder den Stand von 34 Prozent erreicht. Rechnet man die erst
nach Erlangung der Hochschulreife im Ausland zugewanderten Studierenden dazu, liegt sie sogar
bei 40 Prozent.
Die Zunahme der Studienanfängerzahlen ist vor allem auf die Zunahme der Zahl der
Studienberechtigten zurückzuführen – also nicht auf eine höhere Bereitschaft (oder Möglichkeit)
der Studienberechtigten, tatsächlich ein Studium aufzunehmen. Nur 69 Prozent der
Studienberechtigten nehmen ein Hochschulstudium auf oder haben die feste Absicht, dies zu tun.
Die 19. Sozialerhebung hat erneut die hohe soziale Selektivität des deutschen Bildungssystems
belegt. Nach dem Übergang von der Grundschule zur Sekundarstufe I sowie der Schwelle von der
Sekundarstufe I zur Sekundarstufe II bestehen hohe soziale Zugangshürden auch beim
Hochschulzugang. So haben Kinder aus Selbstständigen- und Beamtenfamilien, in denen
mindestens ein Elternteil ein Studium absolviert hat, eine fünf Mal so hohe Chance auf ein
Hochschulstudium wie Kinder aus Arbeiterfamilien.
Auch der so genannte Bildungstrichter belegt nach wie vor ausgeprägte Ungleichheiten in der
Bildungsbeteiligung. Während von 100 Akademikerkindern 71 den Hochschulzugang schaffen,
sind es bei Kindern aus Familien ohne akademische Tradition nur 24 von 100. Dass der
Bildungstrichter etwas weniger eng ist als bei der 18. Sozialerhebung von 2007 ist kein Grund für
Entwarnung: Das ist ausschließlich darauf zurückzuführen, dass die Studierquote der
Akademikerkinder von 83 auf 71 Prozent gefallen ist, während die Studierquote der
Nichtakademikerkinder praktisch unverändert ist (24 statt zuvor 23 Prozent).
Studierende verfügen im Monat durchschnittlich über 812 Euro, aber 20 Prozent der Studierenden
über weniger als 600 Euro für die Lebenshaltung. Die wichtigste Finanzierungsquelle ist die
Unterstützung durch die Eltern, an zweiter Stelle steht der eigene Verdienst. Erst an dritter Stelle
steht das BAföG – trotz der BAföG-Erhöhung von 2008, die in den Daten der Sozialerhebung
bereits berücksichtigt ist. Dabei hat der Beitrag der Eltern zu den studentischen Einnahmen
zugenommen, während sich die Selbstfinanzierungsquote durch eigenen Verdienst erhöht hat.
Dies hat auch damit zu tun, dass die Eltern maßgeblich die Zusatzbelastung durch
Studiengebühren tragen, aber im Gegenzug offensichtlich die Zuwendungen für den
Lebensunterhalt ihrer Kinder reduzieren: 59 Prozent der Studierenden, die Gebühren zahlen
müssen, begleichen diese ganz oder teilweise mit Mitteln, die sie von den Eltern erhalten. 24
Prozent der Studierenden greifen auf Ersparnisse zurück, elf Prozent (in Nordrhein-Westfalen 19
Prozent) nehmen einen Kredit in Anspruch.
Immer mehr Zeit müssen Studierende für Erwerbstätigkeit neben dem Studium aufwenden. 66
Prozent aller Studierenden im Erststudium sind erwerbstätig – das sind drei Prozentpunkte mehr als
vor drei Jahren. Sie arbeiten im Durchschnitt 13,5 Stunden pro Woche, 27 Prozent von ihnen sogar
mehr als 17 Stunden pro Woche.

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